Dienstag, 26. Oktober 2010

Ölrausch in Peru.

Die Gier nach Öl gefährdet massiv die Tier- und Pflanzenwelt und somit den Lebensraum der Einwohner Amazonías Perus.

Die internationale Organisation "Survival" hat einen informativen Film über die Abholzungs- und Ölförderungsproblematik produziert.

Weiter zur Ölförderung in den Regenwaldgebieten Perus schreibt "Survival" auf ihrer Seite:

Perenco, eines der Erdölunternehmen welches in dem Gebiet tätig ist, hat erst kürzlich bekannt gegeben, 50.000 Tonnen „Bau und Verbrauchsmaterial“ in diese Region transportiert zu haben, vergleichbar mit „sieben Eiffeltürmen“. Perenco wartet auf die Genehmigung von Perus Energieministerium um eine Pipeline zu bauen, die 207 km durch das Land verlaufen wird und sich auf beiden Seiten über 500 Meter auf den Regenwald auswirken wird.

Bei den anderen Unternehmen handelt es sich um Ölunternehmen Repsol-YPF und ConocoPhillips. Diese haben beantragt auf einer Strecke von 454 km Schneisen zu schlagen um nach Öl zu forschen. Dieser Teil des Amazonas ist laut Wissenschaftlern eines der artenreichsten Gebiete Südamerikas.


Es macht mich wütend und traurig wenn ich sehe wie rücksichtslos, unbedacht und geldgierig mit der Natur und den Einwohnern Amazonias umgegangen wird. Urweinwohner werden in ihrem Lebensraum zertört und Tiere und Pflanzen werden durch die Ölverschmutzung und die Abholzung zur Ölsuche gefährdet und im hohen Maße beeinträchtigt.

Blockade.

Die Einwohner der Reserva Pacaya Samiria blockieren seit einigen Tagen die Flüsse. Alle Zufahrtswege in die Reserva sind somit komplett blockiert - nichts geht mehr, weder ein noch aus. Sie wollen damit auf die Ölverschmutzung eines großen argentinischen Ölförderunternehmens aufmerksam machen (Dass in einem Naturschutzgebiet überhaupt Öl gefördert werden muss, ist sowieso unglaublich). Das Ausmaß der Verschmutzug ist noch nicht abzusehen, fest steht jedoch, dass diese Ölkatastrophe noch weitere Generationen stark beeinflussen wird. Schon jetzt leiden die Fischbestände, die die Lebensgrundlage der Bewohner Amazonías darstellen.
Die Lebensmittellieferungen und die einmalige Geldzahlung an die Bewohner der Reserva können nicht einmal ansatzweise das gut machen was für Jahre nun zerstrört wurde.

Zum Glück finden die Blockaden der Flüsse erst seit einigen Tagen statt. Am Ende wären Stefanie und ich noch einige Wochen in San Martin festgesessen, so schön es dort auch ist, irgendwann kann man Reis und Bananen nicht mehr sehen und die Moskitos finden keinen Platz mehr auf den Füßen wo sie noch hinstechen sollen...
Stefanie hat eben per Mail das im Brokkolie-festsitzen-Szenario noch ein bisschen weitergesponnen: "... am besten noch mit ausgefallenem Satellitentelefon und irgendwann dann ohne Insektenschutzmittel weil aus und die Regenzeit fängt an ... na dann herzlichen Glückwunsch [..]"

Montag, 25. Oktober 2010

Pinche Sombrero.

Der Panamahut, heißt fälschlicherweise "Panama" - richtig wäre "Ecuador". Es ist umstritten warum dieser berühmte Hut sich mit einem falschen Namen kleidet. Die einen sagen, dass es daran liegt, dass dieser Hut früher nur über Panama ausgeführt worden ist, andere behaupten dass Theodore Roosevelt bei seinen Besuchen auf den Baustellen des Panamakanals einen solchen Hut auf hatte, vielleicht klingt aber aus werbemelodischer Sicht "Panamahut" einfach besser als "Ecuadorhut".
Der Panamahut wird vor allem in der Region Manabí und Cuenca geflochten. In dem Dorf Pile an der Küste Ecuadors, wo ich in meinem dritten Projekt gearbeitet habe und in dem Bambusaussichtstrum gewohnt habe, wohnen und arbeiten viele Hutflechter, die ihre Hüte dann weiter nach Montechisti verkaufen - der große nördliche Umschlagsplatz für Panamahüte.
In der Region um Cuenca werden auch Panamahüte geflochten, allerdings erreichen diese nicht ganz die Qualität derer aus der Region Manabí.

Es war ein größerer Act als gedacht den Panamahut von Pile an der Küste Ecuadors über Guayaquil, Cuenca, die ecuadorianische-peruanische Grenze, das Amazonasgebiet, Lima nach Deutschland zu transpotieren.
In Cuenca angekommen war der Hut vom Transport schon so sehr verformt, dass ich ihn in professionelle Reparatur geben musste und nochmal ein kleines Vermögen losgeworden bin, da die Fachleute bei der Bearbeitung eines "fino"-Hutes (qualitativ sehr hochwertig) eine Art Versicherung verlangt haben - hätten sie den Hut nämlich beim erneuten Bügeln und neu Ausrichten ruiniert, hätten sie mir den vollen Wert ersetzen müssen...

Auf allen Fahrten meiner Reise von Cuenca bis nach San Martin im Amazonasgebiet hatte ich immer ein wachsames Auge auf meine Hutschachtel und hatte ihn zur Sicherheit in zwei Tüten verackt, was sich später noch als glücklicher Umstand herausstellen sollte.

Der Hut überlebte Busfahren, Fahrten in Nusschalen auf großen Flüssen, Schimmelbefall in San Martin und die chilenische Künstlerin, die auf der letzten Fahrt von San Martin zur Fährenanlegestelle in ihrer Schusseligkeit meine Hutschachtel mit einem riesen Platscher Flusswasser versehen hat.

Stefanie hat den Hut am Ende immer nur noch "pinche Sombrero" (dt.: drecks Hut) genannt, da das Reisen mit meiner Hutschachtel immer wieder leicht nervenaufreibend war und wir ihn mehrmals vor dem Wasser-Schimmel-Ratten-Dieb-Tod retten mussten.

Hier ist der Hut gerade auf der Fähre am Trocknen, nachdem er auch das große Unwetter in Santa Rinta während wie die ganze Nacht verzweifelt auf die Fähre gewartet haben, überlebt hat.

Letztendlich ist der Hut gut angekommen und er sieht toll aus - vor allem auf dem Kopf meines Papas.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Buchhaltung á la San Martin.

Stefanie und ich sollten uns in unserer Zeit in San Martin um die Buchhaltung der Projekte kümmern, vor allem die des Solarlampenprojektes.
Dass wir doppelte Buchführung, Abschreibungen und co nicht erwarten konnten war klar. Aber das Quittungs-Chaos das wir vorfanden hatten wir dann doch nicht erwartet.

Wir haben viele Stunden mit Buchhalter H. verbracht, mit ihm Bücher durchgesehen, lose aber Blätter und Quittungen gesucht und neue Buchhaltungssysteme eingeführt.



To-Do-Liste für unseren Buchhalter und die Projektverantwortlichen bis zur Anfkunft unseres Vereinsvorstandes im November.



Nächtliche Sessions - Solarlampen katalogisieren.


Mit Cola-Rum aus Kaffeetassen und Musik auf dem Ohr läufts. Eine Solarlampe bringt Licht ins Dunkel.

Quittungs-Chaos a la San Martin.


Buchhalter H. erklärt das Buchhaltungssystem der Solarlampen.


Mittwoch, 13. Oktober 2010

Selbststudium.

Genau, gerade erst das Diplomszeugnis feierlich mit Hände schütteln, Blümchen und Anstecknädelchen überreicht bekommen, schon gehts weiter mit der Lernerei.

Mit dem Handbuch zum Bildverarbeitungsprogramm GIMP werde ich hoffentlch bald selbst Pixel schieben und Bilder verschöneren können und ein ich-mach-da-mal-kurz-einen-Flyer-Mensch sein.

Ob mir das Buch zum Erlernen der Skriptspache PHP weitergeholfen hat, werdet ihr dann bemerken wenn irgendwelche "dynamischen Webanwendungen" auf meinem Blog zu finden sind.

"Unser Hochzeitsplaner. Der Countdown zum Glück" - japs, ich bin die Hochzeitsplanerin von Freunden und bereite mich mit To-Do-Listen schreiben, Hochzeitsorganisationsmailverteiler erstellen und was sonst noch so dazu gehört auf die Hochzeit im kommenden Frühling vor.

Dienstag, 12. Oktober 2010

#1 Cumbia peruana.

Schon als ich nach zwei Tagen Fahrt auf der Fähre in der Selva an einer ganz bestimmten Flussbiegung ankam wurde ich von einigen Mitarbeitern von Casa Lupuna empfangen und hörte zu diesem Zeitpunkt das erste mal dieses eine Lied. Wir schipperten in der Morgendämmerung mit einem kleinen Boot von der besagten Flussbiegung Richtung San Martin de Tipishca und Cinthia, die Tocher Elvios, lies das Lied auf ihrem Handy laufen.
Dieses "El silvido de amor" (dt.: das Pfeifen der Liebe oder so ähnlich) der peruanischen Gruppe Papillon würde ich in den nächsten Wochen täglich hören - von Handys abgespielt, aus der Musikanlage und gepfiffen. Scheint der große #1 Cumbia-Hit zu sein... Gepfiffen geht er schnell ins Ohr.


Ankunft in der Reserva - Morgendämmerung from Judith on Vimeo.


(Anmerkung: das Lied ist auf diesem Video nicht zu hören, dafür aber die Morgendämmerung in der Reserva)

Montag, 11. Oktober 2010

Geburtstagsfest mit Glücks-Ei.

Luis aus Iquitos, der Cousin von Elvio, der zur Zeit in San Martin aus einem rießigem Baumstamm im Wald Bretter für den Bau eines Botequin (dt.: statioäre Krankenstation) sägt, hat uns auf die Geburtstagsfeier seines Neffen Christian eingeladen. Christian ist zwölf Jahre alt geworden und es wurde in der Hütte seiner Familie am Ende des Dorfes am Abend gefeiert.

Bepackt mit Bonbons und Rum ging es los zur Geburtstagsfeier von Christian.

Unser guter Rum wurde mit Cola, einem klebrig süßen Colaverschnitt und einen weiteren süßen Schnaps aus der Selva vermixt. Einzeln hätten die Getränke noch gut geschmeckt, aber alles vermischt war für Stefanie und mich fast nicht trinkbar.
Für die Kinder und die Oma gabs Cola mit Dosenmilch gemischt - auch eine recht gewöhnungsbedrüftige Mischung.

Musik gabs per Video-Clips der ecuadorianischen Techno-Cumbia-Grupppe "Tierra canela". Die Musik und vor allem die Musikvideos waren doch etwas gewöhnungsbedürftig - die Sängerinnen eher weniger als mehr bekleidet und die Musik ist ja sowieso Geschmacksache.
Da die Bewohner der Selva was Nackheit und sozialen Kontakten zwischen Männern und Frauen eher zurückhaltend sind, haben wir uns doch ziemlich über die recht freizügigen Videos gewundert.

Die zwei Mädels haben fleissig getanzt und wurden mit Bonbons zum Weitertanzen "bestochen".



Die Geburtstagskinder mit Ei im Haar. In der peruanischen Selva ist es Tradition dem Geburtstagskind ein rohes Ei auf dem Kopf zu zerschlagen. Soll Glück bringen. Ich hatte zwar schon vor ein paar Tagen Geburtstag, bin aber auch nochmal auf die peruanische Art zusammen mit Christian beglückwünscht worden.

Schööön Ei im Haar - war später unter der Dusche ein größerer Act das angetrocknete Ei aus meinen Haaren heraus zu bekommen.



Eine der Mädels sind schon gemütlich in der Hängematte eingeschlafen. Der Tag in der Selva fängt um füfng Uhr, eine Stunde vor Sonnenaufgang an, damit die zwölf Stunden Tageslicht genutzt werden können und vor allem dass man in den kühlen Morgenstunden auf den Feldern arbeiten kann. Ab zehn Uhr wird es schon so heiss, dass man es auf den Felern kaum noch aushält. Abends um neun Uhr gehts meistens schon ab ins Bett - so hat die Hälfte der Geburtstagsgäste um zehn Uhr schon geschlafen oder war am wegnicken.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Leben in Casa Lupuna.

Während unserer Zeit in San Martin de Tipishca haben wir im Haus "Casa Lupuna" gelebt. Lupuna ist der Name des größten Baumes der Selva - und da das Haus das Größte des Dorfes ist, wurde es kurzerhand nach dem Lupuna benannt.



Die Mitglieder von Casa Lupuna. Casa Lupuna ist eine Vereinigung, die Touristen auf ihren Dschungeltouren begleitet. Sie werden vom Flughafen oder einem Hafen in der Selva abgeholt und haben ihr Basiscamp in Casa Lupuna im Dorf San Martin de Tipishca.
Die drei Touristenführer verbringen einige Tage mit den Touristen im Wald, sie führen sie zu besonderen Tier- und Pflanzenarten, suchen und erlegen Verpflegung im Wald, eine Köchin, die während der Tour dabei ist, zaubert aus dem gefangenen Fischen und anderen Tieren leckere Menus.
Justina und Patricio, die das Hostal Warmiboa in Iquitos leiten, sind die Vermittler und Ansprechpersonen von Casa Lupuna und vermitteln Anfragen von Touristen an Casa Lupuna weiter. Interessenten, die gerne einen Dschungeltrip in der Reserva Pacaya Samiria starten würden, klicken bitte hier.

Die Hibiskusbüsche von Ingrid in voller Blüte. Viele Zitronenfalter erfreuen sich daran.

Nach einem Unwetter hat sich um das Nachbarhaus kurzzeitig ein kleiner See gebildet. Die Enten und Hühner freuen sich über den neuen Teich.

Warten bis der Regen aufhört - die kleine Julia ist von der Angst vor dem Gewitter so erschöpft und nun eingeschlafen...

Gloria und ihre kleine Schwester Julia. Gloria sollte ursprünglich anders heißen. Als ihre Mutter jedoch auf dem Weg zum Standesamt um ihre Tocher anzumelden an einer "Gloria"-Werbereklame vorbeilief, nannte sie ihre Tocher spontan Gloria. "Gloria" ist der größte und benannteste Milchproduktproduzent Perus.

Mein Zimmer in Casa Lupuna. Die Ratte hat jede Nacht auf der Suche nach Futter alle meine Sachen vom Regal runtergeworfen. Vom lauten Krach aufgewacht, lag ich aufgeschreckt quasi jede Nacht eine kleine lange Weile wach.

Das Mostikonetz bescherte mir einen halbwegs ruhingen Schlaf. Keine Mostikos (bis auf die eine, die sich irgendwie eingeschlichen hat, und mir eine Nacht den ganzen Unterarm in einer Linie verstochen hat), Spinnen und Ratten.

Der Gang vom Haupthaus zum Badehaus.

Japs, das hier ist eines der beiden einzigen richtigen Klos im Dorf. Ich war sehr froh darüber, dass wir im Casa Lupuna zwei Klos hatten. War das eine von Spinnen und deren Freunden besetzt, gab es immer noch eine Ausweichmöglichkeit.

Ausblick aus der Dusche.

Der gesammelte Müll des Dorfes wird per Boot nach Nauta auf eine Müllverbrennungsanlage bebracht.

Die Tourismusstudenten aus Nauta im Wohnzimmer am Karten spielen.

Ja, die Reserva Pacaya Samiria hat doch einige viele Flüsse.

Wenn die Solarlampen ganz aufgeladen sind, geben sie für eine Nacht Licht. Am nächsten Tag müssen sie dann wieder einen ganzen Tag aufgeladen werden.

Es gibt zwar ein Satellitentelefon im Dorf, doch mit diesem ist es sehr teuer zu telefonieren und es funktioniert auch nicht immer. Der Radiofunk wird als Kommunikationsmittel zwischen den Dörfern benutzt - die wichtigsten Neuigkeiten, Abfahrtszeiten der Fähren, Wahlergebnisse und Wasserstände.

Der Eingangsbereich von Casa Lupuna ist gleichzeitig Büro, Werkzeugschuppen und Benzinaufgewahrungsort. Man bemerke an der linken Wand den Stihl-Kalender mit hübscher Blondine mit Trennschleifer in der Hand.

Das Wohnzimmer von Casa Lupuna. Wenn es unglücklich stark von der Seite regnet, regnet es durch die Fenster, die nur mit Fliegennetzen versehen sind, hinein.

Stefanie und ich am Arbeiten im Wohnzimmer.

Der Dachstuhl von Casa Lupuna. Dadurch, dass das Dach so hoch ist, kann sie Wärme über den Tag nach oben hin entweichen und das Klima unten im Haus zum Leben ist sehr angenehm.

Der Flur von meinem Zimmer aus gesehen zum Eingangsbereich. Auf der linken Seite weitere Gästezimmer, auf der rechten Seite das Wohnzimmer.

Italo, einer der Touristenführer von Casa Lupuna. Er arbeitet jedoch nur in den Semesterferien für Casa Lupuna. Zur Zeit studiert er wieder Tourismus in Nauta.

Hitler, Buchhalter von Casa Lupuna, am Gitarre spielen.
Die Geschichte zu seinem doch sehr ungewöhnlichen und für uns kaum unausprechbaren Namen: Hitlers Vater hatte noch keinen Namen für seinen neugebohrenen Sohn als er ihn beim Standesamt registrieren wollte. Der Beamte schlug vor ihn Hitler zu nennen. Leider war sich der Vater zu diesem Zeitpunkt über die historische Bedeutung dieses Namens.

Der Küchenschrank, ein kleines Chaos aus Bananen, Gewürzen, Reis und Nudeln.

Die Feuerstelle. Jeden Morgen muss erst einmal das Holz gehackt werden, bevor Feuer gemacht wird.







Stefanie, Banane und Hängematte.

Der süße Nachbarsjunge von nebenan vor unserem Haus.

Ich bin unter die Gärtner gegangen. Die Tomaten wollten nicht so recht heranwachsen, dafür sind die Gurken in die Höhe geschossen. Habe sie in den letzten Tagen in einem großen Kübel hinter dem Haus augepflanzt, in der Hoffnung, dass sie nicht all zu schnell den Enten und Hühnern gefuttert werden..