Samstag, 31. Juli 2010

Tabacundo.

In Tabacundo befindet sich das Colegio in dem ich fuer die Patenkinder in den vergagenen drei Wochen gearbeitet habe. Eine direkte Busverbindung von Quito nach Tabacundo gibt es nicht. Entweder man faehrt mit dem Bus direkt von Quito nach Cayambe und nimmt dann von dort aus einen Bus nach Tabacundo.
Ich habe ausversehen die etwas abenteuerliche Variante genommen als ich das erste mal von Quito nach Tabacundo gefahren bin. Ich bin mit einem Bus der Richtung Norden fuhr eingestiegen und an einem Busdrehkreuz im Norden Quitos namens "Puente Carcelen" (dt.: Bruecke Carcelen) in einen Bus der nach Tabacundo gefahren ist umgestiegen. Die Sache ist, dass das nicht irgendwie Bushaltestellen wie bei uns sind mit Anzeigetafeln, Beschilderung und Bussteig. Es ist einfach eine grosse Strasse mit einer Bruecke und man steht auf einem kleinen zertrampelten Gruenstreifen mit seinem ganzen Gepaeck und hofft, dass man den richtigen Bus die alle mit hoher Geschwindigkeit vorbeirauschen anhaelt - Arm raushalten und die offene Handflaeche nach unten bewegen.


Ueberall zwischen den Haeussern schauen immer wieder die Vulkane raus. Hier der Vulkan Cayambe mit seiner Schneemuetze.



Das Rathaus mit kleinem gruenen Park davor.




Gegenueber vom Rathaus befindet sich die Kirche Tabacundos.






Nicht ueberall in Tabacundo hat es geteerte Strassen. Bei den vielen nicht befestigten und schlechten Strassen ist es kein Wunder, dass fast alle mit 4WD unterwegs sind. Manche Strassen sind bei Regen und Schlamm nicht passierbar und so sind manche Arbeiten und Wege die man faehrt wetterabhaengig.



Tabacundo - Colegio.

Das Colegio Tabacundo ist ein grosses Colegio (dt.: Gymnasium) mit einem grossen Einzugsgebiet der umliegenden Doerfer.
Im kommenden Schuljahr werden wohl leider nicht alle Schueler, die gerne aufs Colegio wuerden, einen Schulplatz bekommen. In der ganzen Region Pichincha (Hauptstadt ist Quito, die Region nach dem Haus-Vulkan benannt) gibt es dieses Jahr zu wenig Schulplaetze und es kommt in Quito zu regelrechten Aufstaenden und Demonstrationen. In Tabacundo ist es bisher ruhig geblieben. Der Rektor hat zu einer Versammlung eingeladen und es werden Loesungen gesucht. Leider ist kein Geld fuer mehr Lehrer und mehr Klassenraeume da.
Bis September muss eine Loesung gefunden werden. Denn fuer viele Kinder heisst es sonst, dass sie arbeiten gehen muessen und sich nicht weiter bilden koennen um einen Zugang zu einer Universitaet zu bekommen. Die groessten Arbeitgeber der Region sind Blumenplantagen. Zwar gibt es seit einiger Zeit Schutzbestimmungen fuer die Arbeiter, aber es wird noch immer mit giftigen Mitteln gearbeitet, die auf Dauer starke gesundheitliche Schaeden bei den Arbeitern hervorrufen.
Genau deshalb versucht der Verein Pro Vita Andina e.V. mit Stipendien den Schuelern die Moeglichkeit zu bieten einen Abschluss am Colegio zu erlangen, um die Chacen auf ein Studium zu erhoehen und die Arbeit auf den Blumenfarmen zu umgehen.



Ferien. Nicht viel los im Colegio. Alle Waende aussen und innen sind von Schuelern des Colegios bemalt. Hier unten eine Reproduktion des Kuenstlers Oswaldo Guayasamín aus Quito.


Die Lehrer haben gerade genau wie die Schueler Ferien. Sie treffen sich im Schulhof zum Volleyball spielen.


Auch in den Schulraeumen sind die Waende bemalt. Hier das Lehrerzimmer. Dort habe ich meine Computerkurse fuer die Patenkinder gehalten.

Freitag, 30. Juli 2010

Tocachi - Kindertagesstaette.

Die Kindertagesstaette Tocachis befindet sich direkt neben der Kirche. Dieses Projekt hat mein Verein Pro Vita Andina e.V. ins Leben gerufen und wird heute von ORI weitergefuehrt.
"Vor mehr als 30 Jahren kam Frau Elisabeth Behringer nach Tocachi und hat dort und in den Nachbardoerfern Kindertagesstaetten gegründet. Die Mütter und andere Landfrauen stellen gemeinsam schöne Handarbeiten her. Sie verbessern dadurch den Lebensunterhalt ihrer Familien. Pro Vita Andina unterstützt die Arbeit der Frauen. Unsere freiwilligen Helferinnen und Helfer haben für den Kinderhort einen Spielplatz gebaut. Außerdem hat das Projekt die Starthilfe für einen erweiterten Gemüseanbau mit Bewaesserungssystem erhalten." (Quelle: Pro Vita Andina e.V.)

Bei diesem Projekt habe ich waehrend meiner Zeit in Tocachi und Tabacundo nicht mitgearbeitet, sondern nur das Projekt besucht und viele Gruesse aus Deutschland und vom Verein ausgerichtet. Gerne haette ich hier mehr Zeit verbracht. Die Kinder waren so offen und neugierig und die Kindertagesstaette hat zur Zeit einige Probleme, bei denen ich gerne geholfen haette. Aber leider hat mir dafuer die Zeit nicht mehr gereicht. Das Patenkinderprojekt am Colegio in Tabacundo hat viel Zeit und Kraft beansprucht.











Sra. Laura, die Leiterin des Projekts.

Tabacundo - Fiesta.


In der Tracht Tocachis. Jedes Dorf hat seine ganz eingene Tracht und seine ganz eingene Musik und Taenze.
Ich durfte eine Nacht mit der Musik- und Tanzgruppe Tocachis durch die Strassen Tabacundos tanzen. Aus allen umliegenden Doerfern kamen die Musik- und Tanzgruppen und sind durch die Strassen Tabacundos getanzt. Die Bewohner Tabacundos sassen vor ihren Haeussern bei kleinen Feuern zusammen und haben sich das Spektakel angesehen.


Daniel ist ein guter Freund von Sofia. Er arbeitet als Sport- und Tanzlehrer an einem Colgegio (dt.: Gymnasium) und einer Schule. Er ist Mitglied der Musik- und Tanzgruppe und ist extra nach Quito gefahren um fuer mich die Tracht bei seiner Schule auszuleihen. Habe im Laden der Familie Sofias dann noch die Tanzschritte beigebracht bekommen und am Ende hat der ganze Laden getanzt.

Mit einem Bus sind wir alle zusammen von Tocachi nach Tabacundo gefahren. Schom im Bus gings los mit der Musik - Floete, Gitarren und Trommeln.



Zwischendurch eine kleine Erfrischung. Ein Getraenk aus Mais. Hab den Namen leider vergessen.

Update, mein Papa hat mir eben gemailt. Das Getraenk heisst "Chicha". Es ist ein Indiogetraenk, dass zu grossen Festen hergestellt wird. Zur Fermentation wurde frueher der menschliche Speichel benutzt, heute zum Glueck Hefe! Es kam zu legendaeren Besaeufnissen, die zum Kult gehoerten - kultischer Rausch, um in die Dimensionen der Goetter zu gelangen.

Meine paar Schluecke haben nicht ganz ausgereicht um in die Sphaeren der Goetter zu gelangen, aber lecker wars.


Waehrend wir durch die Strassen getanzt sind, sind immer wieder Leute mit Getraenken nebenhergelaufen und haben uns versorgt.



Daniel an der Gitarre.



Zwischendruch haben wir immer wieder eine Pause gemacht. Ganz schoen anstregend von neun Uhr abends bis nachts um drei zu tanzen. Leider war es arschkalt und ich war immer froh, wenn es weiter ging und wir uns beim Tanzen wieder aufwaermen konnten. Am naechsten Tag lag ich mit einer dicken Erkaeltung im Bett.










Tocachi - Dorfleben.


Auf dem Weg von Quito ueber Tabacundo nach Cayambe kommt man an dieser kleinen Kreuzung vorbei, die nach Tocachi fuehrt. Es fahren am Tag nur fuenf Busse nach Tocachi. Wenn man die verpasst hat, kann man nur hoffen, dass einen ein vorbeifahrender Wagen mitnimmt. Anscheindend ist es an dieser Stelle nach Sonnenuntergang nicht mehr ganz so sicher. Man springt dann einfach hinten auf einen Pick-Up-Truck drauf und klopft auf Fahrerhaeusschen wenn man runtersteigen moechte.
An dieser Kreuzung ist die Marienstatue, die in groesser in der Kirche Tocachis zu sehen ist, als Vorbote Tocachis zu sehen. Jedesmal wenn der Bus daran vorbei faehrt, bekreuzigen sich alle Businsassen.

Auf dem Weg nach Tocachi sind Bilder an die Wand gemalt. Werbung fuer die im September stattfindenden Festtage. Das Bild ganz links hat der Freund von Sofias Cousine gemalt.


Die Kirche Tocachis.


Basketball- und Fussballplatz. Im September waehrend der Festtage werden hier die Musik- und Tanzgruppen der umliegenden Doerfer auftreten und viele aus Tocachi. Obwohl das Dorf Tocachi nicht sehr gross ist, hat doch jeder Dorfteil seine eigene Musik- und Tanzgruppe. Diese treten in einem Tanzwettbewerb gegeneinander an.



Die Hauptstrasse Tocachis. Fuehrt genau am Haus Sofias entlang. Die Bushaltestelle ist auch direkt vorm Haus was natuerlich sehr gut fuer den kleinen Laden der Familie ist. Fast alle die hier aussteigen, machen noch einen kleinen Abstecher in den Laden, kaufen eine Kleinigkeit und halten ein Schwaetzchen.

Bushaltestelle Richtung Quito und Tabacundo.









Tocachi - Leben in der Familie.


Das Haus von Sofias Familie. Die beiden Fenster oben links, sind die Fenster zum Zimmer von Sofia und mir. Unten der Eingang zum Laden.



Direkt gegenueber vom Haus der Familie wohnt Soifias Cousine mit ihrem Freund und Baby. Ihr Freund arbeitet als Grafiker in Quito und muss jeden Tag einen langen Fahrtweg auf sich nehmen und ist erst nach dreimal umsteigen und ueber einer Stunde am Arbeitsplatz.



Der Garten hiterm Haus. Mit Gemeuse, Obstbaeumen, Schwein, Huehnern und Meerschweinchen.

Dies ist ein "Taxo-Baum". Innen drin sind kleine Kerne mit Fruchtfleisch umhuellt. Schmeckt sauer und wird oft in Form von Batidos (dt.: Milchmix-Getraenk) getrunken.

Auch Melonen wachsen im Garten...

... und Limonen.


Hahn und Hueher gibt es auch. Eines morgens steige ich aus der Dusche und will mich gerade neben dem Waschstein abtrocknen und anziehen. Was sehe ich da?! Huehnerschnabel, Hueherbein und Blut. Urgs, da wurde wohl frisch ein Haehnchen geschlachtet und die letzten Zeugen sind noch zu sehen. Etwas gewoehnungsbeduerftig vor dem Fruehstueck.

Auch Cuyes (dt.: Meerschweinchen) werden gehalten. Quitschen immer wenn man an ihrem "Stall" vorbeilaeuft. Hab letztens auch eines gegessen, dazu in einem weiten Blogeintrag mehr.

Dieses Schweinchen grunzte mich jeden Morgen an, wenn ich auf dem Weg vom Haus unten zur Dusche war.


Die Dusche und der Waschstein befinden sich nicht nicht unten am Haus, sonder oben bei zweiten Haus der Familie, das gerade renoviert wird. Ich musste also jeden morgen mit Badesach und co durch den Garten laufen vorbei am Schwein und Meerschweinchen und vielen Huehnern.

Die linke blaue Tuer ist die Dusche - per Gasvorrichtung gabs immer schoen heisses Wasser. Die rechts blaue Tuer fuehrt zum Klo - leider ohne Wasserspuehlung. Man fuellt einen Einer mit Wasser am Wasserhahn und kippt mit viel Schwung Wasser rein. Zum Glueck gabs aber unten im Haus ein Klo - so richtig mit Spuehlung, Waschbecken und so. Ein frieliches Oertchen ist schon wichtig.

Apropos stilles friedliches Oertchen. In den vergangegen drei Wochen war ich eigentlich nur auf dem Klo und in der Dusche alleine. Immer war Familie um mich rum und richtig zurueck ziehen konnte ich mich nicht. Ist auf Dauer etwas anstregend, aber immer war ich nicht alleine.



Der kleine Laden der Familie. Mit allem was man so braucht. Jeden Tag kam der Brotwagen und hat frisches Brot gebracht. Wenn in der Familienkueche was ausging, wurde es kurzerhand aus dem Laden geholt. Sowas wie eine Inventarliste gibts nicht. Wenn eine Ware leer ist, wird sich beim naechsten mal von Haendler gekauft und mit viel Handel gekauft.


Einen Kuehlschrank gibt es in der Familienkueche nicht. Die Kuehlschraenke des Landes werden fuer den Eigenbedarf einfach mitbenutzt.


Sarai - das Baby der Familie. Tochter von Sofias Cousine und wohnt gegenueber im Haus. Weil der Papa aber tagsueber in Quito arbeitet, sind die beiden fast taeglich drueben und sitzen im Landen oder im Hinterzimmer, spielen, essen und hoeren Musik.




Der Opa Sofias und eine Tante Sofias.


Der Opa ist schon 94 Jahre alt und noch total fit. Er faehrt oft mit dem Bus ein Stueckchen raus und macht dann grosse Spaziergaenge. Er ist es einzige der Familie, der fliessend Quechua spricht.



Die Tante Sofias ist geistig behindert. Sie hilft so gut es geht im Haushalt und der Kueche mit. Sie besucht die Grundschule Tocachis. Leider ist die Schule nicht wirklich fuer sie geeignet, da sie mit dem Lehrstil nicht zu recht kommt, aber anscheinend muss sie von staatlicher Seite aus diese Schule besuchen. In der Naehe gibt es leider keine Sonderschule, die fuer sie geeigneter waere. Ich hatte ziemliche Probelme sie zu verstehen, da sie sehr undeutlich gesprochen hat und genuschelt hat. Aus einigen Wortfetzen, die ich verstanden habe, habe ich mir dann immer zussammengereimt was sie meinte. Mit Haenden und Fuessen hat die Kommunikation am Ende immer doch geklappt.
Der Laden ist gleichzeitig Treffpunkt fuer die Dorfbewohner. Oft kaufen sie eine Kleinigkeit und sitzen dann stundenlang im Laden auf der Bank und erzaehlen.


Da es bisher noch kein Wohnzimmer im Haus gibt, dieses ist gerade noch im Bau, sassen wir abends oft im Laden beisammen. Habe einige Kartenspiele beigebracht bekommen. Am meisten hat mir "Cuarenta" (dt.: Vierzig) gefallen. Man spielt zu viert und immer zwei bilden ein Team. Ging immer heiss her!



Sofia.


Mein Bett. Normalerweise schlaeft dort der Bruder Sofias. Der war aber ueber die drei Wochen, in denen ich bei der Familie gewohnt habe, nicht da. Schoen sauber, gemuetlich, hell und jeden morgen ein wahnsinns Blick aus dem Fenster direkt auf den Vulkan "Cayambe".