Donnerstag, 30. September 2010

San Martin de Tipishca - noch mehr Eindruecke.

Flussufer von San Martin de Tipishca.

Einige Haeusser haben gerade mal ein Dach und sind nicht mal auf Stelzen gebaut. Ich frage mich immer was die Bewohner machen, wenn ein Tropensturm mit Sturzbaechen an Regen vorrueber zieht...

Ein Haus in Konstruktion. Fuer das Dach werden grosse Palmblaetter verwendet. Diese werden zuerst getrocknet und dann anschliessend geflochten. Sie bilden eine so dichte Schicht, dass kein Regen und kein Sonnenstrahl hindurch findet. Je nachdem von welcher Palme die Palmblaetter sind, halten die Daecher zwischen zwei und fuenf Jahren. Dann muss wieder neu gedeckt werden.

Der Weg ins Nachbardorf Nueva Arica.

Die Kinder spielen mit den Plastikdeckeln von Flaschen "Deckelschnippen" - wer am naechsten an einen bestimmten Deckel seine Deckel schnippt, hat gewonnen.

Fast jedes Haus im Dorf verfuegt ueber eine Solarlampe aus dem Solarlampenprojekt von Pro Vita Andina e.V. Diese werden tagsueber geladen und koennen die ganze Nacht durch leuchten.

"Casa Comunal" (dt.: das Gemeindehaus). Hier finden alle Veranstaltungen der Gemeinde statt wie beispielsweise Gemeindeversammlungen, Tanzveranstaltungen, Projekte des Colegios (dt.: Gymnasium) und Wahlparties der Parteien.

Vor einiger Zeit wurden durch einen Unfall eines argentinischen Petroliumbefoerderers in der Reserva die Fluesse der Reserva verpestet. Ueber Jahre werden die Fluesse kontaminiert sein. Dadurch, dass sich das ganze Leben in der Reserva mit und auf den vorhandenen Fluessen besteht, wurde der essentiellste Teil des Lebensraums verpestet.
Die argentinische Firma versucht den Schaden durch Lebensmittel- und Wasserlieferungen an alle Doerfer gut zu machen, beziehungsweise die Gemueter der Einwohner gutmuetiger zu stimmen.
Bei einer Reunion (dt.: Versammlung) der Einwohner San Martins de Tipishca wurde ueber die Verteilung der Gueter diskutiert. Leider haben irgendwelche Beamte weit entfernt in ihren klimatisieren Bueros der Region entschieden, dass nur die Bewohner die Familie und Kinder haben, ein Anrecht auf die Hilfsgueter haben, Alleinstehende nicht. In der Reunion wurde entschieden, dass jeder, der Gueter erhaelt einen Teil an die, die nichts bekommen haben, abgeben.

Wasserlieferung fuer das Dorf.
Um die Gemeuter der Einwohner noch mehr zu besaenftigen und um zu verhindern, dass der Petroliumfoederer unangenehme Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit bekommt, wurde den Bewohner der Reserva auch noch ein Geldbetrag ausgezahlt. Um die 1.700 Soles (4 Euro = 1 Sol). Fuer die Einwohner der Reserva ist das wahnsinnig viel Geld, jedoch kann damit niemals die Umweltverschmutzung von dieser und weiteren Generationen entschaedigt werden.



Muelleimer im Dorf. Das Muellprojekt ist eines der Projekte vom Verein Pro Vita Andina e.V. Im anzen Dorf stehen an der einzigen Dorfstrasse Muellbehaelter. Einmal in der Woch geht ein Jugendlicher durchs Dorf und sammelt den Muell auf, der achtlos hingeworfen wurde. Der Muell wird zentral gesammelt und per Boot zu einer Muellverbrennungsanalge nahe Nauta gebracht. Die Einwohner tun sich noch schwer mit dem "richtigen" Umgang mit Muell. Oft wird Muell achtlos genau da hin geworfen, wo man gerade steht. Doch mit der Zeit nutzen die Einwohner die Muelleimer immer mehr und sie fuellen sich von Tag zu Tag.

Nicht immer funktionieren die Solaranlagen. In meiner ersten Woche in San Martin de Tipishca war der Transistor kaputt und so konnte ich Laptop und Handy nicht mit Solarenergie in Casa Lupuna laden. Sattdessen wurde Motor mit Sprit gefuellt und ich sass wartend in der kleinen Bodega (dt.: kleiner Laden) und wartete bis meine Geraete aufgeladen waren.











Beliebtes Spiel aus Deutschland. Mir ist gerade nur der Name entfallen...

Einzige Dorfstrasse im Dorf. Wenn man diese Strasse entlang laeuft kommt man aus dem Gruessen nicht mehr heraus. Hier gruesst jeder jeden. Das ist auf der einen Seite eine sehr nette Sache und man kommt leicht mit den Einwohnern in Kontakt, es kann aber auch ab und an recht nervig und aufhaltend sein.

Krise in Ecuador.

"Weil ihnen die Regierung Vergünstigungen streicht, gehen die Sicherheitskräfte auf die Barrikaden: Ecuador wird von einer massiven Meuterei erschüttert. Polizisten stürmen den Kongress, Soldaten besetzen den Flughafen. Präsident Correa ist offenbar verletzt worden - und verhängte den Ausnahmezustand."
(Quelle: www.spiegel.de)

Gerade lese ich mit Schrecken ueber die politschen Unruhen in Ecuador und dass das Militaer und die Polizei einen Putsch gegen den Praesidenten Correa versucht haben. Banken haben vorsichtshalber geschlossen, am Flughafen geht nichts mehr.
Ein Freund, den ich in Vilcabamba kennengelernt habe, sollte heute eingentlich von Quito nach Hause zurueck in die Schweiz fliegen und sitzt nun fest. Lieber Fabio, gute Nerven und pass auf dich auf!

Lima, Ortszeit 21:40 Uhr. Im Hostal sitzen alle angespannt und erschrocken vor dem Fernsehr. Wir koennen gar nicht glauben was wir live zugeschaltet zu Gesicht bekommen. Schiessereien im Norden Quitos und der Auftritt des Praesidenen wird vom Volk sehnsuechtig erwartet, welches mehrheitlich hinter ihm steht. "Está sano y salvo." (dt.: der Praesident ist gesund und sicher). "Se infiltró en la policía." (dt.: die Polizei wurde infiltriert) "Sangre inútilmente." (dt.: unnuetzes Blutvergiessen) "Nunca aceptamos negociar." (dt.: Wir werden uns auf keinen Handel einlassen)

Lima, Ortszeit 22:38 Uhr. Die Grenzuebergaenge zwischen Ecuador und Peru sind bis auf weiteres geschlossen.
Habe gerade eine Mail von meinen Freunden aus Nordquito erhalten. Alles soweit gut, sie muessen sich gerade eher vor Raub und Ueberfaellen schuetzen...


(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Flagge_Ecuadors)

Mittwoch, 29. September 2010

Unwetter.

In den ersten Tagen, als die ganzen Tourismusstudenten aus Nauta noch zum Praktikum im Casa Lupuna gelebt und gearbeitet haben, sind wir Sonntags auf zum anderen Flussufer rueber gefahren. Sandstrand, Fussball spielen, Voegel beobachten. Doch dann zogen innerhalb von Minuten dunkle Wolken auf. Schnell ging es zurueck ans Boot, um noch vor dem Unwetter auf die andere Seite des Flusses zu kommen.

Unwetter - auf dem Rueckweg vom Strand from Judith on Vimeo.




Es regnete sprichwoertlich Bindfaeden.

Der Regenguss wurde von den Jungs gleich noch zum Waesche waschen benutzt. Ruck zuck waren alle moeglichen Behaelter aufgestellt, die das Wasser eingefangen haben.

Und geduscht wurde auch gleich noch...




Unwetter - Blick vom Casa Lupuna from Judith on Vimeo.

Wasseraufbereitung.

Fliessendes Leitungswasser gibt es in der ganzen Reserva (dt.: Naturschutzgebiet) nicht. Zum Kochen, Trinken, Waesche waschen, Geschirr abspuelen und Baden wird das Flusswasser benutzt.
Ueberall am Ufer gehen kleine Stege in den Fluss, wo die Frauen (ausschliesslich - die Rollenverteilung von Mann und Frau ist hier mehr als strikt und es waere undenkbar, dass auch mal ein Mann die Waesche waschen wuerde) die Waesche waschen und das Geschirr abspuelen.

Sowas wie natuerlich abbaubare Seifen gibt es hier nicht. Es werden die ganz normalen industriellen Seifen verwendet was man so manchen Flussufer leider ansieht, und das mitten in einem Naturschutzgebiet... Und genau dieses Wasser wird dann jeden Morgen in grossen Behaeltern vom Fluss in die Kuechen getragen um damit zu kochen.

Seit einiger Zeit gibt es einige kleine Huetten nahe am Ufer, in denen sich Wasseraufbereitungsanlagen befinden. Sie filtern das Wasser immerhin einigermassen. Den europaeischen Standard erreicht das jedoch noch lange nicht.





Stefanie und ich haben immer in jedes mal wenn wir selbst gekocht haben, in jedes Spaghetti- und Reiswasser noch eine Wasseraufbereitungstablette reingeworfen - siche ist sicher. Jeodch wurde fuer uns auch oft gekocht und da hatten wir das mit dem Wasser nicht unter Kontrolle und haben wohl viele Flusswasser-Menus gegessen. Unsere Maegen haben brav mitgemacht, was wohl auch an den unglaublichen Mengen an Oel gelegen hat, die verkocht wurden.

San Martin de Tipishca.

San Martin de Tipishca from Judith on Vimeo

San Martin de Tipishca ist ein kleines Dorf mit vierundachzig Haeusern und circa fuenfhundert Einwohnern in der Reserva Pacaya Samiria. Diese Reserva ist die groesste Perus mit der groessten Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren.
Zur Zeit sind die Wasserstaende der Fluesse sehr tief, doch Ende Oktober settzen die Regenfaelle ein und die Fluesse steigen wieder an. Sie steigen dann soweit an, dass es seinen Grund hat, dass alle Haeuser in San Martin auf Stelzen stehen. Im November kann man sich innerhalb der Dorfes nur noch per Boot fortbewegen. In dieser Zeit sind viele Fruchte reif wie Ananas, Mango, Papaya und Kokusnuss. Wenn die ganzen Waelder ueberschwemmt sind, ist es fuer die Dorfbewohner moeglich Holz tief aus dem Wald abzutransportieren. Fuer den Tourismus ist es in der Hinsicht zutraeglich, dass man alles per Boot erreichen kann und keinen Schritt tun muss um etwas zu sehen zu. Die Moskitos muessen eine wahre Plage sein...

Cinthia in ihrem kleinen Dorfladen mit Kuehltruhe und Satellitentelefon.



Satellitentelefon von San Martin. Das einzige Telefon im Dorf. Wenn dieses ausfaellt, muessen die Bewohner in das naechst gelegende Dorf Nueva Arica circa dreiviertel Stunde Fussmarsch entfehrnt.

MiFono - das Satellitentelefon-Anbieter.

Am 03. Oktober finden in der ganzen Region Wahlen statt. Alle Doerfer sind gepflastert mit Walplakaten, an den Wochenenden finden Wahlparties mit vielen Reden und Alkohol in den Casa comunales (dt.: Gemeindehaus) statt. Auch von den Fluessen wird Wahlwerbungbetrieben - die Boote fahren mit viel Musik und Krach und vielen Fahnen und Plakaten an den Doerfern vorbei.


Eine der Baeckereien im Dorf. Alle zwei Tage wird nach Sonnenuntergang, wenn die groesste Hitze des Tages schwindet, Brot gebacken. Immer so lange wie das Mehlvorrat reicht, dann muss wieder auf ein Boot aus Nauta mit der naechsten Mehllieferung gewartet werden.



Die Schreiner bei der Arbeit.

Das Boot ist schon fast fertig.

Ueberall im Dorf huepfen die Kinder Huepfgummi. Erinnert mich sehr an meine Grundschulzeit...

Jeden Sonntag wird auf dem grossen Platz in der Mitte des Dorfes Fussball gespielt. Oft spielen die Doefer auch gegeneinander und richten Meisterschaften aus. Zum grossen Fussballmeisterschaftsspiel in Nueva Arica in einem weitern Beitrag mehr.

Stefanie aus Iquitos abholen.

Frueh morgens kurz vor Sonnenaufang um halb sechs ging es in einem kleinen Boot mit Aussenmotor los von San Martin nach Nauta und weiter mit dem Bus nach Iquitos, um Stefanie in Iquitos am Flughafen abzuholen.

Ganz vorne links mit Brille - Elvio, der Chef von Casa Lupuna und Koordinations- und Kontaktperson vom Verein Pro Vita Andina vor Ort in San Martin.

Die Passagiere haben immer genung Verpflegung dabei. Fuer den kleinen Jungen gab es einen typischen Fruehstueckstrunk aus Wasser, Milch, Reis, Zucker und Zimt (Kanne rechts unten mit gelbem Deckel).

Fahrt San Martin - Nauta_Stefanie aus Iquitos abholen from Judith on Vimeo


Nach ueber acht Stunden Fahrt sind wir in Nauta angekommen.

Weiter ging es auf dem Landweg nach Iquitos. Zwar koennte man auch weiter den Fluss flussabwaerts bis Iquitos fahren, da der Fluss aber einen starken Schlaenker macht, kostet das viel Zeit und man kann den Weg ueber Land abkuerzen.
Der Bus von Nauta nach Iquitos ist jedes mal total ueberfluellt. Eigentlich wollten Elvio und ich mit einem "taxi collectivo" fahren. Weil aber keiner Lust hat sich in die ueberfuellten Busse zu setzen und lieber zwei Soles mehr zahlt, sind die "taxis collectivos" immer viel zu schnell besetzt und uns blieb nichts anderes uebrig als und in den Bus zu quetschen. Gepaeck oeben auf dem Bus, in der Hoffnung dass es bei der Ankunft noch da ist.

Mit Sack und Pack haben wir Stefanie in Iquitos am Flughafen abgeholt.
Abfahrt in Iquitos vom Hostal zum "taxi collecitvo" Stand, wo Elvio und sein Bruder Hitler schon auf uns gewartet haben. Das Mototaxi ist bis oben hin voll bepackt mit Taschen und Verpflegung fuer drei Wochen.

Der Hafen von Nauta.



Diese ganzen Waren liegen zur Verschiffung am Hafen bereit.

Der Wasserstand des Flusses Maranon ist so tief, dass die Anlegestelle komplett am Hand anliegt und weit und breit kein Wasser da ist, auf dem sie schwimmen koennte.
Im November setzt die Regenzeit ein und in kuerzester Zeit steigt das Wasser in den Fluessen an.

Negocios (dt.: Geschaefte) vom Chef vor der Abfahrt von Nauta nach San Martin. Elvio betreibt das Transportunternehmen "Lomas". Immer wieder fahren seine Boote zwischen San Martin und Nauta hin und her - je nach Bedarf. Auf dem Weg werden in allen moeglichen Doerfern Leute abgesetzt oder mit an Bord genommen.


Wir haben immer wieder bei auf dem Weg liegenden Doerfern angehalten. Die Frauen des jeweiligen Dorfes boten den anlegenden Booten Essen an. Joaenes (Reis, Huehnchen und Ei eingewickelt im Bananenblatt), Popcorn, Maiskolben, usw.

Sehr gemuetlich so eine Haengematte. Da laesst es sich bei einem guten Buch durchaus einen Tag lang drauf aushalten.

Richtig das hier in der Mitte sind Faesser voll gefuellt mit Benzin und verschlossen mit etwas Platsiktuete. Da wir wahnsinng viel Ladung (Bezinfaesser, Nahrungsmittel fuer die Dorflaeden, Gepaeck der Passagiere) und Passagiere an Bord hatten, haben wir anstatt acht Stunden ueber zwoelf Stunden von Nauta nach San Martin gebraucht.
Ungluecklicher Weise kommt hinzu, dass die Boote von Nauta nach San Martin stromaufwaerts fahren und genau auf dieser Fahrt die meiste Last mit im Boot haben.

So etwas wie eine Maximalanzahl an Passgagieren oder Last gibt es nicht. Es wird so viel in die Boote reingepackt, wie rein geht. Sowas wie eine Maximalanzahl an Passgagieren oder Last gibt es nicht. Es wird so viel in die Boote reingepackt, wie rein geht.