Vergangenen Freitag in aller Fruehe haben Hitler und seine Nichte Cithia die letzten Erledigungen vor der Faehrenabfahrt in Yurimaguas erledigt. Schon erstaunlich - da haben Hitler und Cinthia eine Woche in Yurimaguas verbracht um auf die Solarlampenlieferung und mich zu warten und hatten genug Zeit alles in Ruhe zu erledigen und dann wird letztendlich doch alles auf den allerletzten Druecker erledigt. Meine Nerven!
Bepackt mit Verpflegung (ausser Fisch, Bananen und Yuka gibt es in San Martin nicht viel zu essen) fuer die kommende Woche in San Martin, Haengematte und Gepaeck ging es auf die Faehre. Leider konnten unsere Mototaxis nicht direkt vor bis zur Faehre fahren, da der Weg von vielen Lastwagen versperrt war, die Waren fuer Iquitos am abladen waren. Zwischen Lastwagen, vollbepackten Traegern ging es ueber einen erdigen und steilen Weg und ueber ein einfaches Brett das Land und Faehre verband, auf die Faehre. Es war schon fast ein Schauspiel wie die Maenner die riessigen Saecke an Bord ueber die duennen Bretter getragen haben.
Auf der Faehre erfuhren wir, dass wir gar nicht am Morgen, sondern erst am spaeten Nachmittag ablegen werden. Also haben wir es uns in den Haengematten bequem gemacht, fruehstuckten "joanes con aji" (in Palmblaetter eingewickelter Reis mit Ei und Huehchen - Aji ist eine Art Chilli, wird als Sosse mit fischen Zwiebeln dazu gegessen, wahnsinnig scharf und superlecker) und ich bin weiter den spannenden Abenteuern von Stieg Larsonns "Verdammnis" gefolgt.
Mit der Zeit fuellten sich auf dem oberen Deck die Plaetze mit Haengematten und gegen 16 Uhr ging es dann endlich los.
Wir waren insgesamt gute zwei Tage unterwegs. Zwischendurch haben wir immer wieder an einem Ufer angehalten - sowas wie Haefen mit Anlegestellen gibt es nicht. Jedesmal sind Frauen mit allerlei Koestlichkeiten an Bord gekommen und haben alles moegliche verkauft. Es war immer wieder ein aufregender Trubel, wenn die Faehre angelegt hat und Ab- und Beladen wurde.
Hitler spielt auf der Gritarre der Franzoesin von neben an. Liegend in den Haengematten knuepft man schnell Kontakt. Mein Haengematten-Nachbar hies Giovanni und kommt aus Sizizilien. Er ist noch bis Iquitos weiter auf der Faehre gefahren und durch einen grossen Zufall ueber eine Reiseagentur fuer ein paar Tage in San Martin geladent. Ich dachte ich sehe nicht recht, als ich auf der Veranda von Casa Lupuna sitze, gerade in mein gelbes Reinschreibbuch schreibe und Giovanni am Ufer entlangspaziert.
Die Fahrt war nicht die ganze Zeit so gediegen. Da das Wasser in den Fluessen zur Zeit auf einem historischen Tiefstand ist sind wir einmal mit der Faehre fast auf einer Sandbank aufgesessen. Der Wassertiefstand ist so extrem, dass von Iquitos zur Zeit keine Faehren mehr abfahren und der Hafen wohl bis auf weitres geschlossen wird. Da Iquitos ausschliesslich ueber Fluss und Luftfracht versorgt wird, steigen die Lebensmittelpreise im Moment stark an und die Touristen bleiben aus. Ich bin echt froh, dass Steffi und ich Ende September von Iquitos aus fliegen und nicht am Ende noch in Amazonia festsitzen. Hoffe, dass das Motorboot in drei Wochen noch von San Martin bis Nauta durchkommt. Gestern sind wir auch immer wieder auf Sandbaenken aufgesessen und einige Passagiere mussten absteigen und das Boot in tiefere Gewaesser schieben.
Zuruck zur Faherenfahrt und den heiklen Situationen. Ein anderes mal sind grosse Steine, die im Flussbett mit der Stroemung rollen, an den Bug geknallt und es hat einen maechtigen Schlag. Hab mich schon in der Rettungsweste a la Titanic im Rio Marañón treiben sehen... Am zweiten Spaetnachmittag auf der Faehre ist ein Tropensturm aufgekommen, der so heftig war, dass die Faehre im Windschatten einer Flussbiegung halten musste bis der Sturm vorrueber zog.
In der zweiten Nacht irgendwann zwischen zwei und drei Uhr sind wir an einem per Radiofunk vereinbarten Treffpunkt angekommen. Es war stockdunkel und die Leute von San Martin, die uns abgeholt haben, haben der Faehre den Richtigen Anlegeplatz mit Lichtzeichen aufgezeigt. Wegen dem nierigen Wasserstand war es fuer die Faehre nicht ganz so einfach so nahe an der Flussufer zu fahren. In einem kleinen Motorboot sind wir nach zwei Stunden Fahrt im Morgengrauen in San Martin angekommen.
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