Unsere Rueckreise von San Martin Tipishca nach Hause scheint wie vom Pech verfolgt.
Alles fing schon damit an, dass sich einen Tag vor unserer Abreise von San Martin nach Iquitos sich keiner vor den Radiofunk gesetzt hat, um mit den Doefern an denen unsere Faehre auf dem Weg von Yurimaguas nach Iquitos vorbeifaehrt, in Kontakt zu treten, um zu erfahren, wann die den Hafen von Santa Rita passiert, damit Stefanie und ich rechtzeitig mit einem kleinen Boot von San Martin nach Santa Rita gefahren werden koennen.
Irgendwann am Freitag Mittag wurde dann doch der Radiofunk zum Einholen von Faehreninfos genutzt. Die chilenische Kuenstlerin Paulina wollte am selben Tag eine Faehre in die andere Richtung nehmen. Nachdem klar war, dass Paolas Faehre nicht mehr weit von Santa Rita entfehrnt ist, wurde es auf einmal hektisch und es ging in einem kleinen schmalen Boot mit Motor los Richtung Hafen, raus aus der Reserva. Die Faehre hatte schon fast abgelegt, als wir am Hafen ankamen. Wegen der ganzen Hektik, weil der Motorista zu schnell gefahren ist und einigen Wirbeln und Untiefen im Hafenbecken kamen wir so ins Straucheln, dass wir kurz vorm Kentern waren. Grosser Schreck, aber es ging alles gut und Paola konnte gerade noch auf ihre Faehre springen.
Emerson, unser Motorista muss in der prallen Sonne sitzen, der Fahrtwind macht es etwas ertraeglicher.
Chilenische Kuenstlerin Paulina.
Wassergrenze, "agua negro" (dt.: schwarzes Wasser - dieses ist in den Fluessen der Reserva vorzufinden) fliesst in "agua blanca" (dt.: weisses Wasser - dieses ist Flussabwaerts in Maranon Richtung Amazonasanfang vorzufinden).
Die Faehre, die am Freitag Vormittag gefahren ist, haben wir leider verpasst. Wann die naechste Faehre genau ankommen wuerde, konnte uns keiner im Dorf genau sagen. Um 22 Uhr, um 23 Uhr, erst so um 1 Uhr, ach erst am naechsten morgen so um 6 Uhr. Also haben wir in einer Hosteria ganz in der Naehe vom Hafen eingecheckt, um dort unser Gepaeck zu verwahren - der Bretterverschlag mit Welldach hat fuer mehr auch nicht gereicht. Dort zu Uebernachten, daran war nicht zu denken. Beissender Uringeruch, Ratten die unser Reiseproviant angefeschpert haben und Seite-drei-Maedchen-Zeitungsausschnitte als Wanddekoration - das war dann doch ein bisschen zu viel fuer uns.
Unsere Gepaeckaufbewahrungs-Herrberge.
Sieht doch schon mal sehr einladend aus...
Die Seite-drei-Maedchen-Bilder laden so richtig zum Wohlfuehlen ein. Steffi findest auch total klasse.
Yeah Baby!
Der Sohn des Hosteria-Besitzers zauberte uns einen leckern Avocado-Salat. Wir hatten nicht mehr dabei als eine Avocado und Brot. Was etwas Zitrone und Salz ausmachen kann...
Lecker.
Ein Betrunkener von der Wahlparty von neben an leistete uns beim Abendessen Gesellschaft.
Da uns niemand genau sagen konnte wann genau die Faehre ankommen wuerde, sich alle widersprachen und wir die Faehre unter keinen Umstaenden ein weiteres mal verpassen durften, haben wir den vergangenen Abend und die vergangene Nacht am Hafen verbracht mit angestrengtem Blick auf die Flussbiegung flussaufwaerts. Anfangs war es noch ganz nett. Wir sassen gemuetlich zusammen auf einem Baumstamm, schluerften an unserem kuehlen "Bimbo limon" und haben den Sonnenuntergang und die im Fluss spielenden Kinder beodachtet.
Doch dann ertoente ein lauter schriller Schrei von der ebenfalls auf die Faehre wartenden Frau auf dem Baumstamm links neben uns - eine Schlange war ihr durchs hohe Gras auf den Schoss geschlichen. Eine "Aguaje machaco" (engl. rusty whipsnake), weit verbreitet, nicht giftig, aber aggresiv und meine erste und letzte Schlangenbegegnung waehrend meiner ganzen Amazoniazeit. Nach diesem Schreck haben wir uns auf eine Bank ohne Rueckenlehe verzogen und sassen Ruecken an Rucken da, horten uns alte "TKKG"-Folgen an und sahen uns die schoenen und impossanten roten und lilafarbenen Wetterleucheten an. Etwas spaeter wurde uns klar, dass diese romantischen Wetterleuchten die Vorboten eines Tropenunwetters sind. Kurze Zeit spaeter sassen wir durchgenaesst und durchgefroren auf einem mit loechriger Plastikplane ueberdecktem Kleiderverkaufsstand. In der Hosteria konnten wir uns nicht unterstellen, da wir sonst Gefahr gelaufen waeren die Ankuft der Faehre zu verpassen.
Erster Schlafplatz auf dem Klamottenverkaufsstand mit undichter Plastikplane - am Morgen danach.
Alles nass - Klamotten, Gepäck.
Klitschnass und die Laune erreicht ihren Tiefpunkt.
Zweiter Schlafplatz - am Morgen danach.
Mitten in der Nacht, als es immernoch wie aus Kuebeln schuettete, kam der Hosteriabesitzer aufgeregt zu uns und meite, die Faehre waere gleich da, dort an der Flussbiegung wuerde man schon die Lichter sehen. In voller Vorfreude auf eine Haengematte und trockene Kleidung, schleppten wir schnell unser Gepaeck von der Hosteria zum Hafen durch den Regen - Sturzbaeche beschreibt es glaube ich besser. Fehlalarm - doch keine Faehre, nur ein Fachter. Mit durchnaesstem Gepaeck und Kleindung sassen wir bis Sonnenaufgang bei Sturzbaechen, Sturm, Blitz und Donner unter dem Vordach eines Hauses direkt am Hafen.
Morgens um 6 Uhr naehrte sich eine Fahre mit Richtung Nauta/Iquitos. Die Lichter sah man schon vom Weiten und wir standen in den Startloechern. Leider war diese Faehre dermassen ueberladen, dass sie an unserem Hafen auf Grund des tiefen Wasserstandes nicht anlegen konnte, sie fuhr weiter.
Irgendwann mitten in der Nacht, durchgefroren und muede.
Um 8:30 Uhr nach ueber sechzehn Stunden Warten legte dann endlich eine Faehre an. Endlich schlafen, nicht mehr Warten muessen und trockene Klamotten.
Santa Rita - Fähre kommt an from Judith on Vimeo.
Endlich legt eine Faehre an. Eine Ecke der spitzzulaufende Schauze wird einfach ganz nah an die erdige Boeschung herangefahren.
Endlich schlafen...
Auf dem oberen preislich um 5 Soles (1 Eur = 4 Soles) teurere Deck, geht es im Gegensatz einen Stock tiefer sehr gediegen zu.
Wir sind heute Nachmittag nachs sechs Stunden Faehrfahrt von Santa Rinta nach Nauta und weiteren zwei Stunden im Bus von Nauta nach Iquitos gut in unserem Hostal angekommen.
Unser Bus von Nauta nach Iquitos. Immer bis zum Bersten voll mit Passagieren und Gepaeck.
Ankunft in Iquitos. Das Gepaeckt wird vom Dach geladen. Jeder will der Erste sein, was ein Gedraenge.
Gluecklich endlich im Motortaxi zum Hostal in Iquitos zu sitzen.
Gerade eben checkt Stefanie ihre Mails und hat von ihrem Reiserveranstalter Expedia die Nachricht erhalten, dass es am 29. September - unser Rueckflugdatum - in Spanien einen Generalsteik geben wird, an dem unter anderem die Fluglotsen beteiligt sein werden. Am 29. gehen vorraussichtlich keine Flieger von Suedamerika nach Spanien. Na toll. Wir werden also morgen in Iquitos an den Flughafen fahren und unseren Flug umbuchen muessen. Aus Kulanzgruenden ist das zum Glueck moeglich, aber leider gilt dies nur auf noch freie Plaetze. Da wir die Nachricht erst so spaet erhalten haben, sind unsere Hoffnungen auf einen zeitnahen Rueckflug nicht all zu gross.
Welcome to the jungel.
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