Bezogen auf die verschiedenen Regionen Ecuadors -Sierra (Anden), Costa (Kueste), Amazonia (Regenwald) und nicht zu vergessen das Inselparadies Galapogos. Einige Stunden Busfahrt und man findet sich quasi in einer anderen Welt wieder. Anderes Essen, andere Musik, anderer Lebensstil. In den Anden beispielsweise essen die Leute viel Reis, Kartoffel und Huehnchen, an der Kueste hingegen viel Fisch und Bananen. Zu jedem Essen werden hier an der Kueste "verde" (Kochbananen, die eine gruene Schale haben) in allen erdenklichen Varianten serviert - in Honig gebraten, in Scheiben angebraten, gekocht oder in einer Suppe.
In den Andenstaedten sind viele Indios in ihren Trachten vorzufinden und sie gehoeren sozusagen zum ganz alltaeglichen Stadtbild mit ihren Blusen, Hueten, Ponochos, Ketten und weiten Roecken. An der Kueste hingegen, hab ich bisher noch keinen einzigen Indio gesehen.
Auf die Musik bezogen kann man sagen, dass Salsa ueberall getanzt wird. Die Taenze von "San Pedro", bei denen ich in Tabacundo in der traditionellen Tracht mitgetanzt habe, werden nur in den Andendoerfern in verschiedenen Trachten und Varianten getanzt. An der Kueste hingegen ist neben Salsa und Merengue auch Electro und Reggaeton angesagt.
Bezogen auf die Lebensverhaeltnisse habe ich in den vergangenen zwei Monaten starke Gegensaetze erlebt und konnte durch das Leben in den Familien tief in die Lebensweisen eingetauchen und viele Einblicke und Eindruecke erhalten. In Quito im Hostal habe ich zuallererst die alternative Backpackerszene kennengelernt. Jeder erzaehlt von seinen Abenteuern in schraegen Hostals, Busfahrten ueber nicht befestigte Strassen und jeder scheint die Geschichten und Erzaehlungen des anderen ueberbieten zu wollen. Viele sind ueber Monate in Suedamerika unterwegs und sprechen bis auf die Standardwoerter kein Spanisch und wundern sich, dass in den abgelegensten Doerfern nicht jeder Einwohner Englisch spricht.
Mit Santiago und seinen Freunden in Quito fand ich mich in der wohlhabenden Gesellschaft Quitos wieder. Grosse Appartments in den besten Wohnlagen, Sicherheitsleute vor den Tueren, grosse Autos, Reisen, Musik, Kunst, Kuenstlerszene Quitos und Ausgehen in den besten Locations der Stadt.
In San Antonio Mitad del Mundo lebte ich bei Sra. Imelda und ihrer Familie in einem sehr kleinen und schlichten Haus. Die Mutter ist alleinerziehend und arbeitet sehr viel um ihren Kindern ein Studium zu ermoeglichen. Ein Auto sowie eine Waschmaschine besitzt die Familie nicht, sie verfuegten allerdings ueber eine stabile Strom- und Wasserversorgung.
Weiter noerdlich in Tocachi habe ich mich bei Sofias Famlie in einer herzlichen und quirligen Grossfamilie mit vier Generationen wiedergefunden. Auch diese Familie besitzt kein Auto, dafuer aber Nutztiere, Gemuesegarten und Obstbaeume. Zum Duschen erst das Haus zu verlassen und durch den Garten zu laufen, war gewoehnungsbeduerftig, aber stoerte mich keineswegs. Ich bin in der Familie und im Dorf sehr offen aufgenommen worden, durfte mit der Tanzgruppe Tocachis in Tracht durch Tabacundo tanzen und mir wurden alle kulinarischen Koestlichkeiten von Cancho hornada (dt.: gebratenes Schwein) ueber Cuy (dt. Meerschweinchen) bis Biscocho (dt.: Bisquits) naeher gebracht.
Waehrend meiner Arbeit am Colegio Tabacundo habe ich zusammen mit Sofia einige Patenkinder des Vereins besucht. Ich habe die Familie und ihre Lebensverhaeltnisse kennengelernt, die teilweise bitter arm sind und mir standen nach so manchem Besuch die Traenen in den Augen. Ein Schicksal ging mir besonders nach - das von Herny und seinem kleinen Bruder Victor, aber dazu schreibe ich in einem seperaten Eintrag mehr.
In Pile lebte ich direkt im Vivero (dt.: Baumschule) in einem Turmzimmer im Bambusaussichtsturm, in welchem ich geschlafen habe und zwei seperate Bodegas (dt.: kleine Huetten). Eine fuer Dusche (nur kaltes Wasser, also immer nach und vor Sonnenuntergang duschen, damit es nicht all zu kalt ist) und Klo. Und eine Bodega, die gleichzeitig als Kueche, Buero sowie Geraeteschuppen diente. Mir kam das Leben im Vivero vor wie auf einem Campingplatz. Draussen im Nieselregen unter dem Baumbusturm essen, an einem Wasserhahn der fuer die Bewaesserung der Pflanzen gedacht ist das Geschirr spuelen und sobald die Sonne um sieben Uhr untergegangen ist, ab ins Turmzimmer und Moskitonetz schliessen und den bellenden Hunden, grunzenden Schweinen, kraehenden Haehnen und kreischenden Affen lauschen. ich war sehr froh, dass ich die Wochenende im Haus von Beatrice und Limberg in Puerto Lopez verbringen konnte und auch abends unter Menschen sein konnte, einen Internetanschluss hatte und die Moeglichkeit zum Einkaufen.
Mein Buero.
Meine Kueche.
Mein Vivero.
Mein Spuelbecken.
Alle anderen Fotos vom Turm und vom Dorfleben kann ich derzeit leider immer noch nciht vom meiner Kamera runterladen. Ich werde mir morgen in Cuenca eine neue Speicherkarte kaufen. Ich vermute einen Virus auf meiner Spreicherkarte...
Hier in Guayaquil erlebe ich ein luxurioeses Leben. Grosses Haus, bewachtes Wohngebiet, jeder hat ein Auto, jedes Familienmitglied verfuegt ueber ein eigenes Bad, eine Haushaelterin wohnte die ganze Woche ueber im Haus und kuemmert sich um alles, Kindermaedchen passt auf das Enkelkind auf, Mitgliedschaften in exklusiven Clubs, VIP-Kino und so weiter. Die Familie von Nathi ist wahnsinnig herzlich und sehr offen, interessiert und glaeubig. Auch hier fuehle ich mich wohl in dieser doch so anderen Welt. Manches ist befremdlich, manches ist so vertraut europaeisch.
Heute hatte Nathi Geburstag und zum Abendessen war die ganze Familie versammelt. Eine richtige Grossfamilie mit vier Generationen - Grosseltern, Cousins, Tanten und Kinder.
Dieser Zaungast kam jeden Morgen auf Besuch waehrend wie am Fruehstuecken waren.
Der aelteste Bruder Nathis ist Architekt, er hat den Haeusserblock in dem er wohnt und den Haeusserblock in dem seine Schwester wohnt entworfen und gestaltet. Der Einrichtungsgeschmack spricht ganz fuer sich.
In San Martin in Amazonia werde ich wieder eine ganz andere Lebensweise erleben. Ein kleines Dorf am Fluss ohne Stromversorgung, ohne Handyempfang, Computer und andere technische Neuartigkeiten sind fremd, es wird von der Hand in den Mund gelebt und nicht viel an morgen gedacht, sondern im jetzt und hier gelebt.
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